In den sozialen Medien der Grafschafter Diakonie liest man Kommentare von Angehörigen Ihrer Gäste: „Meine Mutter erzählt ganz begeistert vom Angebot“, schrieb etwa die Tochter eine Seniorin.
Miriam Schmidal: Ja. Wir Fachkräfte beobachten, dass mancher Gast ganz still hier ankam und sich jetzt lebendiger verhält. Die Gäste sagen uns auch, dass sie gerne kommen. Zwischen ihnen sind Freundschaften entstanden. Einige haben über ihre Angehörigen mehr Tage bei uns beantragt oder würden es gerne tun.
Wie kommt das?
Nicole Kamann: Zuerst einmal nehmen wir jede und jeden, so wie er bzw. sie ist. Wir schauen nicht auf seine oder ihre Einschränkungen oder Defizite. Jeder bringt doch persönliche Ressourcen mit. Und mit denen arbeiten wir. Ich glaube, die Gäste schätzen es auch, dass es familiär zugeht bei uns. Sie haben Vertrauen entwickeln können, schütten ihr Herz auch mal aus, wenn etwas drückt.
Wie sieht ein typischer Tag in der „Alten Cecilienschule“ aus?
Kamann: Wir starten mit dem Frühstück am großen Tisch und mittags gibt es eine gemeinsame Mahlzeit mit Ruhephase im Anschluss. Das ist wichtig. Die Gäste benötigen eine regelmäßige Struktur und Erholungszeiten. Für die Stunden dazwischen erstellen wir zwar einen möglichen Ablaufplan. Aber zuerst hören wir den Senioren zu, um zu sehen, wie es ihnen am jeweiligen Morgen geht und um ihre Wünsche zu erfahren. Darauf richten wir aus, was den Tag über getan wird.
Welche Wünsche äußern die Senioren denn?
Miriam Schmidal: Die sind so verschieden, wie die Temperamente, die Tagesform und die Lebenssituation zuhause. Oft sind es unspektakuläre Dinge. Aktivitäten, die früher Teil des Alltags waren. Spazieren gehen, zum Einkaufen in den Supermarkt, ein Auswärts-Essen in einem netten Lokal. Das ist für die meisten in ihrem jetzigen Alltag nicht mehr möglich. Wir setzen das aber zusammen um! Eine Seniorin sagte neulich, sie wolle heute nur mal gemütlich „klönen“. Haben wir gemacht. Bei einer schönen Tasse Tee. Das wurde ein richtiger Plausch untereinander. Wünsche wie Marmelade selber zu kochen, zu feiern oder Schönheitspflege zu betreiben hatten wir auch auf der Liste und machen das regelmäßig zusammen.
Das hört sich nach guten Momenten an…
Schmidal: Das wollen wir erreichen. Aber es geht um mehr. Unsere Aktivitäten trainieren gezielt Fähigkeiten, die im Alter schwächer werden. Sensorik, Gedächtnis oder Feinmotorik sind hier zum Beispiel zu nennen. Beispiel Marmeladekochen. Das hört sich nicht außergewöhnlich an. Aber die Senioren nehmen den Duft der Brombeeren wahr. Sie erleben: die nötigen Griffe in der Küche gehen noch von der Hand. Erinnerungen an wichtige Zeiten im Leben werden wach, etwa wie man mit der Familie Beeren gesammelt hat. So wird das Gedächtnis aktiv und man kommt ins Gespräch miteinander. Etwas zu basteln macht nicht nur Spaß, es ist auch ein wirksames Training für die Feinmotorik. Das alles kann dazu beitragen, wichtige Fähigkeiten zu stabilisieren oder zu erhalten.
Info: In der Tagespflege „Alte Cecilienschule“ finden Senioren einen fördernden Tagesablauf und können soziale Kontakte erleben. Ihre Angehörigen erhalten währenddessen Entlastung, um eigene Erledigungen zu tätigen oder selber Kraft zu schöpfen. Um die Betreuung der Senioren kümmern sich vier Fachkräfte. Die Tagespflege hat 16 Plätze. Kontakt: Miriam Schmidal, Tel. 02841 6023490.