Versöhnung

„Es ist so toll, Menschen um sich zu haben, die man gerne hat, und umgekehrt“

Christa Yildirim ist 70 Jahre alt und lebt seit 2009 in einer Wohngruppe des Johann Heinrich Wittfeld-Wohnverbundes, einer Einrichtung der Grafschafter Diakonie für Menschen mit seelischem Handicap. Jetzt hat sie an einem Projekt des Evangelischen Familienbildungswerkes in Moers teilgenommen. Zum Thema „Versöhnung“ schrieben 16 Menschen ihre ganz persönliche Geschichte auf. Aus diesen Geschichten und einfühlsamen Portraits wurde beim Neukirchener Verlag ein sehr schönes Buch zusammengestellt.

Christa erzählt:
Meine Geschichte beginnt morgens um acht. Langsam aufstehen – Morgenmuffel lässt grüßen -, dann der erste Kaffee, den ich von einem Freund gebracht bekomme. Um neun Uhr beginnt meine Arbeitstherapie. Es macht mir immer Spaß, etwas Schönes herzustellen. Meine Arbeitsbereiche sind Kunsthandwerk und Holzarbeiten. Besonders das Filzen macht mir große Freude. Ich filze seit fast drei Jahren und habe schon das halbe Tierreich hergestellt. Zu unserem Haus gehört auch das Wittfeld-Lädchen, in dem unsere Arbeiten verkauft werden. 

Ich lebe seit dreizehn Jahren im Wittfeld-Wohnverbund. Ich fühle mich dort sehr wohl. Die Betreuer haben jeden Tag ein Lächeln für mich. Man hat immer jemanden, mit dem man reden kann- ich kann mein Herz ausschütten. Natürlich gibt es auch schöne Tage, die ich mit anderen teilen möchte. Ich freue mich über jedes Lächeln oder In-den-Arm-Nehmen. Seit vielen Jahren bin ich Vorsitzende des Heimbeirates. Die Bewohner treten an mich heran, wenn sie Lob, Tadel oder Wünsche loswerden wollen, die ich dann beim Chef durchzusetzen versuche. Es sieht so aus, als wäre alles eitel Sonnenschein; das ist es natürlich nicht. Es gibt Tage, die düster sind, wo ich mit meinen Depressionen kämpfe und nicht herauskomme aus meinem Loch. Aber ich lasse heute nicht locker und suche das Gespräch mit den Betreuern. Das habe ich früher nicht getan. Es ist so toll, Menschen um sich zu haben, die man gerne hat, und umgekehrt.

Hier darf ich sein, wie ich bin.

Ich bin angekommen.

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