„Wir sahen die Not der Menschen und wollten unbedingt etwas ändern“

40 Jahre im Dienst der Diakonie: Da gibt es die Möglichkeit zum Vergleichen. Als Harald Dyx seine Laufbahn begann, waren beim damaligen Diakonischen Werk im Kirchenkreis Moers neun Fachkräfte tätig. Heute, nach dem Aufbau vieler weitere Arbeitsbereiche und der Zusammenführung mit der Grafschafter Diakonie, sind 800 Mitarbeitende bei der Grafschafter Diakonie, dem Diakonischen Werk im Kirchenkreis Moers, im Einsatz: „In den Jahrzehnten haben sich die Dienste erweitert, es gibt mehr Hilfsmöglichkeiten und spezialisierte Beratungsangebote.“ Damals kümmerte sich jeder Sozialarbeiter um sämtliche Anliegen der Klienten. „Heute gibt es unter anderem Schuldnerberatung, Drogenhilfe, Hilfen für Angehörigen von Demenzerkrankten und den „Seestern“ oder das Seniorenbüro mit den jeweiligen Angeboten für unterschiedliche Altersgruppen“, zählt Dyx exemplarisch auf.

40 Jahre soziale Arbeit: Der Geschäftsführer des Betreuungsvereins der Diakonie im Kirchenkreis Moers e.V. Harald Dyx feiert Dienstjubiläum

Direkt nach dem Diplom an der Fachhochschule Münster führte der Berufsweg des gebürtigen Neukirchen-Vluyners zum Diakonischen Werk nach Moers. Nach dem Anerkennungsjahr startete er im Jahr 1982 im Bezirk Rheinberg. Dort ging es mit umfassenden Aufgaben ins kalte Wasser: Jugendgerichtshilfe, therapeutische Schülerhilfe, Jugend- und Familienhilfe. Zudem kümmerte sich Harald Dyx um die Wohnviertelarbeit in der Reichelsiedlung. Im Jahr 1985 wurde er stellvertretender leitender Sozialarbeiter, zwei Jahre später kam die stellvertretende Leitung des Diakonischen Werkes dazu. Intensive Jahrzehnte folgten und Dyx wirkte beim Aufbau der regionalen Dienststellen in Moers, Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn, Rheinhausen und Homberg mit. Bei alldem habe er sich stets auf die Unterstützung seiner Mitarbeiter verlassen können: „Die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden war mir immer ein großes Anliegen. Sie an Leitungsentscheidungen teilnehmen zu lassen und eine Akzeptanz für diese herzustellen, war mir sehr wichtig“, sagt Dyx. Die soziale Arbeit für die arbeitslos gewordenen Krupp-Arbeiter im „Bürgerhaus Hütte“ und der Aufbau der Unterstützungsgesellschaft für Arbeitslose Neue Arbeit Niederrhein (Tuwas NAN) sind weitere Beispiele für seinen Einsatz. Im Jahr 2018 wechselte er als Geschäftsführer zum Betreuungsverein. Dort ist er für die 16 Mitarbeiter verantwortlich, die gemeinsam570 Betreuungen und 70 Vormundschaften führen. Der Einsatz für Männer und Frauen, die wegen einer Behinderung oder eines seelischen Handicaps z.B. ihre rechtlichen und gesundheitlichen Anliegen nicht mehr alleine regeln können, sei von Beginn an der „rote Faden“ in seinem Berufsleben gewesen. „Vielleicht hat das auch etwas mit meiner Herkunft zu tun“, sagt er. Dyx lernte früh, sich zu kümmern, Fürsorge zu geben, sicher und respektvoll zu begleiten. „Mein Vater war wegen einer Kriegsverletzung blind, also habe ich ihn schon als Junge durch die Stadt navigiert.“

Ein weiteres Herzensanliegen war ihm die Arbeit mit seelisch Erkrankten. „Als ich bei der Diakonie anfing, haben sich im gesamten Kreis Wesel nur ein Arzt und eine Sozialarbeiterin um psychisch Erkrankte gekümmert. Das zuständige Krankenhaus war die Großklinik Bedburg-Hau“, sagt er. „Wir sahen die Not der Menschen und wollten daran unbedingt etwas ändern“, erinnerte er sich. Aus der „psychosozialen Arbeitsgemeinschaft“, die Dyx Mitte der 1980er Jahre mit ins Leben rief, entstand in Abstimmung mit dem Kreis Wesel ein Wohnheim für 30 Menschen mit seelischem Handicap. Im Jahr 1993 bezogen die ersten Bewohner ihre Einzelzimmer im heutigen Haupthaus des Johann Heinrich Wittfeld-Wohnverbunds der Grafschafter Diakonie an der Voßrather Straße 4. Dort ist es möglich, statt in einer Klinik weit weg von zuhause, nah am eigenen Wohnort zu leben, ein eigenes Zimmer, eine Privatsphäre zu haben und mit psychosozialer Begleitung zu lernen, den Alltag zu meistern.

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