„Wer sich hier langweilt, macht etwas falsch“

Umzug aus Sehnsucht: Ruth Göbel ist seit 15 Jahren in der Altenheimat Vluyn zuhause

Ruth Göbel lebt seit 15 Jahren in der Altenheimat Vluyn.

14. Februar 2005: Das Datum hat Ruth Göbel im Gedächtnis behalten. An diesem Tag bezog die heute 94-Jährige ihr Zimmer in der Altenheimat Vluyn. Vom Fenster aus fällt der Blick auf die Kleingärten am Klotzfeld. Den Raum mit Sessel, Anrichte, einem kleinen Tisch und Arbeitsleuchte hat sie gemütlich eingerichtet. „Ich habe mich hier gleich wohlgefühlt und das ist bis heute so“, sagt Ruth Göbel.
15 Jahre lebt die Neukirchen-Vluynerin schon in dem Seniorenheim der Grafschafter Diakonie, dem Diakonischen Werk im Kirchenkreis Moers. Niemand unter den 84 Seniorinnen und Senioren, die in der Pflegeeinrichtung im Vluyner Ortskern wohnen, ist länger hier zuhause. „Meist melden Angehörige ihre Lieben bei uns an, wenn diese im Alltag nicht mehr alleine zurechtkommen oder sie  ziehen nach einem Krankenhausaufenthalt ein“, sagt Anke Hegemann, die Leiterin des Sozialen Diensts. Ruth Göbel traf die Entscheidung für den Umzug dagegen selbst. In Geldern wurde sie nicht recht heimisch, trotz der schönen Wohnung im Haus ihrer Tochter, sodass sich die damals 78-Jährige bei der Einrichtungsleitung nach einem freien Einzelzimmerplatz in der Altenheimat erkundigte. „Ich habe mich angemeldet, weil  ich Sehnsucht hatte nach Neukirchen-Vluyn“, sagt Ruth Göbel. Ihren Entschluss habe sie nicht bereut.  „Man kann sich hier wirklich wohlfühlen und wer sich langweilt, der macht etwas falsch.“
Sehr viele Menschen hat sie im Laufe der Jahre kennengelernt. Wer sich untereinander gut verstand, machte Spaziergänge und kleine Ausflüge in den Ort. „Falls jemand im Rollstuhl saß, haben wir ihn abwechselnd geschoben“, berichtet sie. Dabei erinnert sie sich auch an traurige Momente. Als eine Mitbewohnerin, die nach und nach zur Freundin wurde, verstarb, trauerte sie lang. Bis heute ist ihr Terminkalender gut gefüllt. Die Gymnastikstunden verpasst sie nicht gerne, die Erzählrunde in der „DenkBar“ sei eine gute Sache. Wer gerne etwas mit den Händen tue, könne z.B. die Treffen der „Wollmäuse“ oder die Bastelrunden besuchen.
Viele Jahre lang leistete Ruth Göbel auch selbst einen besonderen Beitrag zum Wohlgefühl ihrer Mitbewohner.  Die Seniorin deutet auf ein kleines metallenes Instrument, das einen Ehrenplatz auf der Anrichte hat.  An seinem Ehrentag durfte jedes Geburtstagskind ein Live-Ständchen mit der Mundharmonika genießen.

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