Vernetzte Hilfen auf dem Annaberg
Die Alleinerziehenden-Arbeit, die sich um Single-Eltern jeden Alters kümmert. Die Jugendgerichtshilfe, die jungen Frauen und Männern nach einer begangenen Straftat wieder zurück ins Leben hilft. Das „Ambulant betreute Wohnen“, das es Menschen mit einer seelischen Behinderung ermöglicht, in ihrem eigenen Haushalt zu leben und demnächst auch die Soziotherapie, bei der Fachleute sie darin unterstützen mit ihrer Erkrankung gut umzugehen und ihren Alltag zu meistern. All das finden Männer und Frauen, die sich in schweren Lebenssituationen befinden, auf dem Rheinberger Annaberg. Vor gut einem halben Jahr hat die Grafschafter Diakonie den Flachbau mit der Adresse Grote Gert 46 bezogen.
In ihrem normalen Alltag besucht Diplom-Pädagogin Bianca Ostermann vom „Ambulant Betreuten Wohnen“, die zusammen mit ihrer Kollegin Stefanie Scheffer ein Büro im neuen Standort bezogen hat, ihre Klienten zuhause. Sie begleitete sie zu Ärzten, hilft bei der oft zähen Therapeutensuche, vermittelt, wenn es Schwierigkeiten mit dem Vermieter oder in Geldfragen gibt. Durch die Folgen der Pandemie kommen viele Gespräche dazu. „Mit den Lockdowns sind die stützenden Außenkontakte weggebrochen. Wir haben eine alternative Tagesstruktur mit den Klienten aufgebaut und sie aufgefangen, wenn wir gesehen haben, dass sich zunehmender sozialer Rückzug oder eine Krise anbahnt“, sagt die Fachkraft.
Dass Kollegin Fiona Donath von der Alleinerziehendenarbeit der Familienhilfe die jüngere Generation fest im Blick hat, kommt der Arbeit beider Bereiche zugute. „Wenn ich feststelle, dass es bei einem Klienten mit Kindern Schwierigkeiten gibt und es mit der Erziehung hakt, tauschen wir uns darüber aus und wir können zügig die Hilfe organisieren, die nötig ist“, sagt Bianca Ostermann. Fiona Donath, die das Büro nebenan bezogen hat, ist froh über die kurzen Wege im Haus. „Unsere Single-Eltern haben mitunter auch seelisch ihr Päckchen zu tragen und wenn ich sehe, dass die eine oder der andere mehr Unterstützung im Alltag benötigt, gehe ich auf die Kollegin zu.“
An diesem Donnerstagvormittag geht es dennoch erst einmal um eine aufbauende gemeinsame Zeit. Die Frühstücksrunde der Alleinerziehenden hat ihr Treffen unter das Motto „Valentinstag“ gestellt. Pädagogin Sibel Exposito-Rodriguez kümmert sich nebenan um den Nachwuchs. „Einige der Frauen sind gerade frisch getrennt“, sagt Donath. Und so wurde es neben den entspannten Momenten am Frühstückstisch auch emotional. „Das ist vollkommen in Ordnung so. Denn dafür sind wir ja da, damit die Eltern untereinander und mit uns auch über Belastendes sprechen können.“
Außer der Frühstücksrunde trifft sich ein fester Gesprächskreis für alleinerziehende Eltern zweimal im Monat. Im Haus wurde zudem ein Kinderbetreuungsbereich geschaffen, den eine Fachkraft betreut, und es gibt eine neue Küche, die mit Mitteln der Niederrheinischen Diakoniestiftung finanziert wurde. Ebenfalls mit Unterstützung der Niederrheinischen Diakoniestiftung wird es demnächst ein Angebot zur Kunsttherapie geben, das belastete Eltern nutzen können.