Über 30 Ehrenamtliche bauen eine Kirche um und ermöglichen zugleich Tagespflege

Um 17 Uhr am 12. Juli bog Thorsten Latzel auf seinem E-Bike in die Rheinhauser Lutherstraße ein. Auf seiner „Sommertour der Hoffnung“ besuchte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) Gemeinden zwischen Saarbrücken und Wesel, um Projekte kennenzulernen, die Hoffnung machen können.

An der Friedenskirche fand er ein solches Projekt. „Wir haben in Eigenleistung die Friedenskirche und das Gemeindehaus umgebaut. Hier haben wir einen ganz neuen Ort für die Gemeinde geschaffen. Alles ist barrierefrei zugänglich, sogar einen Fahrstuhl haben wir im Anbau an die Kirche- allerdings mit Hilfe einer Fachfirma – eingebaut“, fasst Friedrich Fackert zusammen.“ „Und wir haben in Eigenregie mit Hilfe unseres Architekten Peter Probst neue Räume im Gemeindehaus für die Tagespflege der Grafschafter Diakonie errichtet, damit Ältere ganz nah sein und am Gemeindeleben teilhaben können.“ ergänzt Björn Schüppen.

Anschließend führten die beiden ehrenamtlichen Bauleiter den sichtlich beeindruckten Präses durch die moderne, behindertengerechte und selbst installierte Küche der Kirche, die auch gut mit dem Außenbereich verbunden ist, damit Open-air-Veranstaltungen gut zu bekochen und zu versorgen sind.

Sie zeigten die sanitären Einrichtungen, die auch für Menschen mit körperlicher Bewegungseinschränkung gut zu nutzen sind, führten ihn auf die Empore, die zweite Ebene der Kirche, in der die Jüngsten der Gemeinde einen altersgemäßen Kindergottesdienst feiern, aber, wenn die große Scheibe geöffnet ist, auch am Gottesdienst für die Großen mitfeiern können. Sie öffneten den hellen Raum für die Konfirmandinnen und Konfirmanden und auch für Seniorinnen und Senioren.
Anschließend zeigten sie das Gemeindehaus auf der Straßenseite gegenüber, wo das „Area 51“, das ehrenamtlich geführte Jugendzentrum der Gemeinde im Souterrain seinen Ort seit über 25 Jahren hat. Oben drüber haben die Ehrenamtlichen die Räume für die Tagespflege der Grafschafter Diakonie, das Diakonische Werk im Kirchenkreis Moers untergebracht. Sie ist für Seniorinnen und Senioren gedacht, die von ihren Angehörigen zuhause gepflegt werden. Betreut von Fachkräften der Grafschafter Diakonie finden sie dort einen begleiteten Alltag vor, erleben soziale Kontakte und können beim gemeinsamen Singen, Spielen, Basteln und bei Alltagsbeschäftigungen gute Momente genießen. Die Angehörigen, die sonst sieben Tage 24 Stunden die Woche in die Pflege eingebunden sind, finden so für einige Stunden Zeit für Einkäufe, Arztbesuche, Wahrnehmung von Terminen oder Ruhe für die eigene Seele. „Weil wir an sieben Tagen geöffnet haben, können wir zum Beispiel auch begleitete Gottesdienstbesuche anbieten“, erzählte Tagespflegeleiter Joachim Bocks dem Präses. „Die Tagespflege ist ein gelungenes Beispiel der Kooperation von Kirche und Diakonie“, ergänzt Kai T. Garben, Geschäftsführer der Grafschafter Diakonie.

Präses Thorsten Latzel besuchte auf seiner Sommertour der Hoffnung ein besonderes Projekt in der Ev. Emmaunskirchengemeinde, Gemeindebereich Friedenskirche

„Was wir mit diesem Projekt erlebt haben, hatten wir in unseren kühnsten Vorstellungen nicht erwartet“, erzählt Fackert. Über 30 Gemeindeglieder halfen über 3 Jahre für beide Projekte ehrenamtlich an Wochenenden, im Urlaub oder nach Feierabend mit, gossen Beton, mauerten Ziegelsteine, brachen Fenster ins Mauerwerk, bohrten tiefe Löcher für Dübel, die Waschbecken und Toilettenschüsseln sicher halten konnten, dichteten sie mit Silikon ab und vieles mehr.

Die Aufzugsfirma hat gemeinsam mit den Ehrenamtlichen gearbeitet, der Architekt hat immer wieder kontrolliert. „Und wer nicht tatkräftig am Bau mitwirken konnte, hat für uns gekocht, Obst oder belegte Brötchen vorbeigebracht“, berichtet Schüppen. „Der Älteste war 83-Jahre alt. Und sogar ein Baustellenkind hatten wir“, erinnert sich Fackert. „Der Fünfjährige hat seinen Eltern regelmäßig Samstags gesagt, dass er auf die Baustelle möchte und dort richtig gut mitgemacht, z. B. mit seiner kleinen Schubkarre Split verteilt.“
Hatte die Gemeinde gehofft, mit den geänderten Räumlichkeiten, die Gemeindearbeit stärken zu können, so hat unerwartet schon der Prozess bei der Entstehung dazu beigetragen, freuen sich beide. Als Hoffnungssymbol übergaben die beiden dem Präses ein Bild, auf dem beide Gebäude abgebildet sind.

„Da können Sie richtig stolz drauf sein, was sie hier geleistet haben, dankte Präses Latzel den Ehrenamtlichen. „Die Hoffnung lebt von den Vielen, die daran mitarbeiten.“

Die umgebaute Friedenskirche gehört zum Gemeindebereich Friedenskirche der Ev. Emmauskirchengemeinde in Rheinhausen.  Die Tagespflege der Grafschafter Diakonie, dem Diakonischen Werk im Kirchenkreis Moers, findet sich im Haus gegenüber, Lutherstraße 4, 47228 Duisburg. Die Tagespflege geht am 1. August an den Start. Bereits jetzt sind Anmeldungen möglich. Ansprechpartnerin für nähere Informationen und die Anmeldung ist Daniela Renner-Siebiera, Telefon: 02843 46040

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