Spontanmenue am Hugengraben

(v.l.) Nabilla Ali, Brigitte Kurella, Renate Brünger

Das Frauenzimmer der Grafschafter Diakonie, die Neukirchen-Vluyner Agenda 21 und die Neukirchen-Vluyner Tafel organisierten Kochabend mit geflüchteten und ehrenamtlichen Frauen

Welche Zutaten es geben würde, wussten die Frauen vorher nicht. Klar war nur: Ein Drei-Gänge-Menue soll es werden. Mit allem Drum und Dran. Herausgekommen sind eine bunte Gemüsesuppe, ein knuspriges Brathähnchen mit Kartoffel-Lauchauflauf und zum Nachtisch ein duftender Apfelkuchen. Zwei Stunden lang schnippelten, rührten und schälten fünf ehrenamtliche und fünf geflüchtete Frauen in der Gemeinschaftsküche der Flüchtlingsunterkunft. Das Frauenzimmer der Flüchtlingshilfe der Grafschafter Diakonie, dem Diakonischen Werk im Kirchenkreis Moers, machte Station am Neukirchen-Vluyner Hugengraben. Grund für das Treffen an ungewohntem Ort: Im Rahmen einer Aktionsreihe zum Jubiläum der Neukirchen-Vluyner Agenda 21 hatte die Tafel Lebensmittel zur Verfügung gestellt. Einen Tag zuvor hatte Sozialarbeiterin Petra Kese vom Treff 55 die Lebensmittel für das Überraschungsmenue von der Tafel abgeholt. Zugekauft wurden nur das Mehl für den Kuchen und ein paar Gewürze. „Die Familien in der Flüchtlingsunterkunft sind auch Nutzer der Tafel. Der Kochabend ist dazu gedacht, zu zeigen, was man aus den Lebensmitteln, die man dort bekommt, alles zaubern kann“, sagt Petra Kese.

Brunhilde Leine schneidet den Lauch für den Auflauf zu Ringen. Dabei berichtet sie von ihrem Ehrenamt. Im Jahr 2015 hat sie mit ihrem Engagement begonnen, begleitete eine junge Flüchtlingsfamilien zum Arzt, half bei Schulfragen und ging mit zu Ämtern. „Inzwischen sind meine Leute recht selbstständig unterwegs. Ich bin aber heute noch die Ersatzoma für alle“, sagt sie. Jeden Mittwoch ist sie bei den Treffen im Frauenzimmer der Flüchtlingshilfe der Grafschafter Diakonie im Projektzimmer in Neukirchen an der Hochstraße  dabei. Ehrenamtliche und geflüchtete Frauen treffen sich dort. Ghada Alsqqa blickt vom Kartoffelschälen auf. Obwohl sie vor einigen Jahren aus der Flüchtlingsunterkunft in eine Wohnung in Moers zog, besucht sie die Treffen noch regelmäßig. „Für mich ist es gut zum Deutschlernen. Ich habe zwei Sprachkurse gemacht. Im Frauenzimmer kann ich einfach in meiner neuen Sprache mitreden ohne Angst, etwas falsch zu sagen.“

So hat sich mit den Jahren eine Gruppe aus einheimischen und geflüchteten Frauen zusammengefunden. Dass diese nicht nur ein gelungenes Menue auf die Beine stellen können, weiß Susette Lehmann zu berichten. „Wenn es Probleme gibt, wird im Frauenzimmer geholfen.“ Vor einiger Zeit sei eine junge Familie in eine eigene Wohnung umgezogen. Die eigenen vier Wände waren nun da, aber die Möbel fehlten. Zusammen habe man überlegt, was zu tun ist. „Jedem fiel etwas ein, was er beisteuern kann“, erinnert sie sich. „Es hat keine zwei Stunden gedauert, dann war die Wohnungseinrichtung komplett.“

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