Schuldnerberatung bietet erste Hilfe im Internet

Schuldnerberaterin Nadine Schwich stellte zusammen mit ihren Kollegen die Online-FAQ für Betroffene von Schulden zusammen.

Ratsuchende finden Antworten auf häufige Fragen online / Infos nehmen den ersten Druck

Muss ich den Gerichtsvollzieher ins Haus lassen? Ist der Unterhalt für mein Kind vor einer Pfändung geschützt? Wie lange dauert ein Insolvenzverfahren? Fragen wie diese beantworten die Schuldnerberater in den Beratungsstellen der Grafschafter Diakonie, dem Diakonischen Werk im Kirchenkreis Moers, jeden Tag. Dabei stellten sie fest: Immer mehr Ratsuchende wenden sich mit ihren Fragen per Mail an sie. Für die Fachkräfte ein Grund über zusätzliche Wege in der Beratung nachzudenken. Seit Anfang des Jahres wurde daher an einem entsprechenden Konzept gefeilt. In der Coronazeit wurden die Pläne konkret. Ergebnis der gemeinsamen Arbeit: 18 häufige Fragen und die kurz gefassten Antworten darauf sind nun unter https://www.grafschafter-diakonie.de/schuldner-und-insolvenzberatung.html online abrufbar.

Der Gedanke: Bevor jemand in der  Verzweiflung mit einer schnellen Internetrecherche beginnt und möglicherweise falsche, veraltete oder unvollständige Informationen findet, können Betroffenen auf der Website der Diakonie eine Antwort erhalten. Direkt unter den Erläuterungen finden Besucher ein E-Mailformular.  Haben sie etwas nicht verstanden oder mehr Beratungsbedarf, können sie sich damit an die Berater wenden. In diesem Fall melden sich die Schuldnerberater kurzfristig bei ihnen. Schuldnerberaterin Nadine Schwich aus der Moerser Beratungsstelle betont: „Das online Angebot ersetzt die persönliche Beratung nicht.“ Doch es könne helfen, den ersten Druck zu nehmen und die Wartezeit bis zum Beginn der Beratung zu überbrücken. Diese dauert bei denjenigen, die nicht mit einem Beratungsgutschein vom Jobcenter vermittelt werden, zwischen drei und sechs Monaten. In der Coronazeit meldeten sich noch mehr von ihnen in den Beratungsstellen als sonst und erhielten erste Hilfe am Telefon. Betroffene könnten in dieser Zeit etwa mit dem Sichten ihrer Unterlagen beginnen, so Schwich. „In dieser Zeit schon aktiv werden zu können, bedeutet eine Erleichterung.“ In Arbeit ist derzeit außerdem ein Video, das die Arbeitsschritte beim Sortieren der Gläubigerbriefe erklärt. Weitere Kurzvideos sind geplant. „Unser Ziel ist es, dass mittelfristig auch Anträge, etwa zur Befreiung von den Rundfunkgebühren, online zum Download zur Verfügung stehen.“

Schuldnerberatung bietet die Grafschafter Diakonie außer in der Moerser Beratungsstelle  (Mühlenstraße 20) in der Beratungsstelle Kamp-Lintfort (Konradstraße 86), im Diakoniezentrum Homberg (Dr. Kolb-Straße 21) und im Diakoniezentrum Rheinhausen (Beethovenstraße 18) an. Für Ratsuchende aus Rheinberg ist die Beratungsstelle Kamp-Lintfort zuständig. Neukirchen-Vluyner, wenden sich an die Moerser Beratungsstelle. Nach einem Erstgespräch stehen existenzsichernde Maßnahmen an. Die Berater überprüfen z.B. ob der Pfändungsbetrag für das eigene Konto zu hoch angesetzt ist, sodass Strom und Miete nicht mehr gezahlt werden können. Zusammen wird eine Bestandsaufnahme der offenen Zahlungsverpflichtungen gemacht und die Berater nehmen Kontakt zu  den Gläubigern auf. Gibt es keine Chance auf außergerichtliche Einigung, bereiten sie zusammen mit ihren Klienten ein Insolvenzverfahren vor und begleiten diese innerhalb der gesetzlichen Frist von drei Jahren bis sie frei von Schulden sind. Häufige Gründe für eine Verschuldung sind Schicksalsschläge wie Trennung, der Tod des Partners, Krankheit, Jobverlust, eine gescheiterte Selbstständigkeit oder eine Phase der Kurzarbeit.

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