„Nur im Miteinander nicht im Gegeneinander bewältigen wir diese Pandemie“
Bei der Kundgebung der Initiative „Solidarität der Vielen“ und des Bündnisses „Moers ist bunt nicht braun“ hat die Grafschafter Diakonie, das Diakonische Werk im Kirchenkreis Moers, Gesicht gezeigt. Zusammen mit politischen Parteien, weiteren Wohlfahrtsverbänden, dem Kirchenkreis Moers und Vereinen rief sie bei der Kundgebung am Moerser Rathaus dazu auf, in der Pandemie zusammenzustehen und entstandene Gräben gemeinsam zu überwinden.
Solidarität der Vielen
Geschäftsführer der Grafschafter Diakonie
Der Redebeitrag von Kai Garben im Wortlaut:
„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
mein Name ist Kai Garben und ich bin Geschäftsführer der Grafschafter Diakonie, Ihr Diakonisches Werk im Kirchenkreis Moers.
In unserer sozial-diakonischen Arbeit sind wir nicht für Rechtsextremismus, aber auch nicht für den Linksextremismus zu haben. Wir sind ausschließlich für Sie, für Euch da.In christlicher Nachfolge pflegen wir Eure Eltern und Großeltern, begleiten Euch in Krisen und betreuen Eure Kinder und Enkel.
In der Pandemie haben wir nie unsere Tore verschlossen. Wir waren und sind für Euch da und zwar unterschiedslos unterschiedslos für jeden und jede.
In unseren Diensten für Euch halten wir zusammen. Unabhängig verschiedener politischer Meinungen erleben wir, dass wir nur im MITEINANDER und nicht im GEGENEINANDER unsere Aufgaben erfüllen können. Nur im Miteinander und nicht im Gegeneinander bewältigen wir diese PandemieGegenseitiger Hass, persönliche Verunglimpfungen oder wilde Theorien –sei es von rechts oder links- verunsichern viele. Insbesondere wird dadurch unsere Krise verlängert und unsere funktionierenden demokratischen Systeme destabilisiert.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, wir alle haben Angst, jede und jeder auf seine oder ihre Art und Weise. Alle von uns hat die Pandemie in unterschiedlicher Art und Weise verwundet. Da ist und wird keiner ausgeschlossen.Gerade deshalb: gehen wir aufeinander zu und nehmen die jeweiligen Ängste wahr. Reichen wir uns im Miteinander die Hände und nicht die Faust.
Wir wissen, dass keiner von uns Erfahrungen mit Pandemien hat und einfache Lösungen gibt es in einer vielgestaltigen Gesellschaft nie.
Reichen wir auch dort eine Hand, wo uns nur eine Faust entgegengestreckt wird. Geben wir ein friedliches Zeichen und rufen unserem Gegenüber zu: Du bist wertvoll.Bei der Bewältigung dieser Pandemie spielen oft persönliche Verletzungen, Selbstsucht und Eitelkeit, Geldgier und Machtinteressen große Rollen. Fachliche und sachliche Argumente treten oft in den Hintergrund. Das macht mich traurig und es ist bitter, da es doch um Menschenleben geht. Menschen in Not, mit großen und kleinen Wunden, Unglücksfälle oder solche, die zwischen die Räder unserer Zeiten geraten sind. Das kann jeden von uns betreffen- diese Schwächsten unserer Stadtgesellschaft werden in Krisenzeiten, insbesondere im Streit und in Konflikten oft übersehen. Vergessen wir alle sie nicht.
Es ist weiterhin bitter und geschichtsvergessen, wenn extremistische Tendenzen die rechtlichen Grundlagen unserer sozialen Arbeit zerstören wollen, die hier in Moers und überall in unserem Land wichtig sind, um den sozialen Frieden auch in unserer Stadt aufrechtzuerhalten. Passen wir gut auf, mit wem wir demonstrieren und lassen uns nicht für verdeckte und destabilisierende Ziele anderer missbrauchen.
Abschließend:
Unterschiedslos miteinander und nicht gegeneinander. Das möchte ich immer wieder betonen.
Halten wir zusammen und helfen wir uns gegenseitig, den rechten oder linken extremistischen Geist, der zwischen guten und schlechten Menschen unterscheidet, nicht wiederaufleben zu lassen. Sonst ist unsere Demokratie, sogar unsere Möglichkeit hier zu demonstrieren in Gefahr. Andernfalls wird es nicht mehr möglich sein, für unterschiedliche politische Meinungen friedlich und öffentlich einzutreten.
Geben wir dem gegenseitigen Hass, geben wir extremistischen Strömungen in unserer Stadtgesellschaft keine Chance.Sicher: Wir können nicht in eine Glaskugel schauen und wissen nicht, was alles auf uns zukommen wird: aber eines ist ganz gewiss: extremistische und totalitäre Strömungen haben in unserer Geschichte Menschenwürde, Leben und Freiheit des einzelnen unfassbar verletzt. Seit dem Ende des zweiten Weltkriegs, seit nun mehr als 75 Jahren bekämpfen wir uns hier in Moers aber nicht mehr gegenseitig. Und das ist kein Verdienst rechter, linker oder totalitärer Extremisten, sondern ein Verdienst unserer Demokratie, unseres Rechts- und Werteystems.
Reichen wir einander die Hände und gehen aufeinander zu. Lasst uns in aller Unterschiedlichkeit und Vielfalt für ein soziales und solidarisches Moers zusammenhalten, lasst uns friedvoll unsere Wunden versorgen, für einander da sein, für unsere gesellschaftlichen Errungenschaften eintreten. Lasst es in Moers nicht wieder dunkel werden.Bleiben Sie gesund. Gott schütze und segne uns alle.“