„Es besteht Handlungsbedarf“
Grafschafter Diakonie tritt beim Diskussionsabend des Initiativkreises Moers für bezahlbares Wohnen ein
Das knappe Budget des jungen Berufseinsteigerpaars, ein Unfall, die längere Arbeitslosigkeit, eine Krankheit oder die finanzielle Einschränkung im Alter – das können Gründe für die Suche nach einer neuen und günstigeren Wohnung sein. Dass diese sich in Moers und Umgebung nicht einfach gestaltet, erläuterte Kai T. Garben, Geschäftsführer der Grafschafter Diakonie, dem Diakonischen Werk im Kirchenkreis Moers, beim Diskussionsabend „Bezahlbares Wohnen“ des Initiativkreises Moers. 50 Besucherinnen und Besucher waren zu der Veranstaltung im Berufskolleg für Technik gekommen, die Matthias Alfringhaus, Chefredakteur der NRZ Moers, moderierte. „In dieser Situation sind kleine Wohnungen unter 45 Quadratmeter gefragt, die es in der erforderlichen Anzahl in Moers nicht gibt und die zudem sehr teuer sind“, sagte Garben bei der Podiumsdiskussion. In seinem Impulsvortrag schilderte er die Hürden, vor denen Mieter angesichts knappen Wohnraums und steigender Mieten stehen. Die Fachkräfte der Wohnungs- und Existenzsicherung der Grafschafter Diakonie arbeiteten daher zum Beispiel mit Wohnungsbaugesellschaften zusammen undmieteten unter anderem Wohnungen für Menschen in sozialen Notlagen an. Sie verhandelten mit Vermietern, um bei einer Arbeitslosigkeit eine Regelung zu finden, bis womöglich ein neuer Job in Aussicht ist. Michael Buser. Geschäftsführer der Haus & Grund Grafschaft Moers, nahm in seinem Impulsvortrag die Perspektive der Moerser Immobilienbesitzer und Investoren in den Blick. Vermieter seien bemüht, sozial zu agieren und hätten den Aspekt der zumutbaren Preisgestaltung im Blick. Wegen der gestiegenen Investitionskosten für Besitzer und Vermieter sei aber zum Beispiel eine Anpassung des Wohngelds nötig. Die Lage im sozial geförderten Wohnungsbau in Moers und Umgebung vermittelte Jens Kreische, designierter Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Moers. Öffentlicher Wohnungsbau sei ein geeignetes Mittel, um Haushalten, die auf dem freien Wohnungsmarkt geringere Chancen hätten, dauerhaft preisgünstiges Wohnen anzubieten. „Aber für Investoren ist öffentlich geförderter Wohnungsbau wirtschaftlich in der Regel unattraktiver als eine freie Finanzierung“, sagte er. Entsprechend habe sich der Gesamtbestand an öffentlich geförderten Wohnungen in den letzten zwölf Jahren beinahe um die Hälfte reduziert. Beim barrierefreien sozialen Wohnraum sei die Lage noch schlechter. Dass es hier für die Zukunft viel zu tun gibt, gab der Diakoniegeschäftsführer den Talkgästen mit auf den Weg. „2040 wird ein Drittel der Moerser Bevölkerung im Seniorenalter sein. Es besteht also Handlungsbedarf.“ Dafür hatte Garben praktische Vorschläge mitgebracht. Senioren wohnten oft in größeren Wohneinheiten oder Häusern, die nicht mehr voll genutzt würden. „Überlegen Sie sich ihre Wohnung zu tauschen, wenn Sie weniger Platz brauchen, nutzen Sie leerstehende Einliegerwohnungen“, sagte er. Die Grafschafter Diakonie könne zudem Wohnpatenschaften begleiten und mit dem Know-How der Freiwilligenzentrale eine Wohnungstauschbörse initiieren.