Ergebnisse der ForuM-Studie zu sexualisierter Gewalt in evangelischer Kirche und Diakonie veröffentlicht

Ein unabhängiges Forscherteam hat am Donnerstag eine Studie über sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche veröffentlicht. Es ist die erste bundesweite Studie dieser Art. Sie wurde vom interdisziplinären Forschungsverbund "ForuM – Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland" erstellt.

Der Forschungsverbund "ForuM – Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland" hat am 25. Januar 2024 die Ergebnisse der wissenschaftlichen Studien in einem detaillierten Bericht veröffentlicht. Ziel der Studie ist es, eine Analyse evangelischer Strukturen und systemischer Bedingungen vorzulegen, die (sexualisierte) Gewalt und Machtmissbrauch begünstigen. "ForuM" bietet mit den Ergebnissen einen ersten breiteren Ansatz zur Erforschung und Analyse von Aspekten sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland. Somit soll eine empirische Basis für weitere Aufarbeitungsschritte der evangelischen Kirche und Diakonie gelegt werden.

Der Forschungsverbund begann 2020 mit seiner breit angelegten unabhängigen Studie. Untersucht wurden das Ausmaß und die Begünstigungsfaktoren sexualisierter Gewalt im Raum der evangelischen Kirche und Diakonie. Fokussiert wurde dabei auf minderjährige Betroffene im Zeitraum vom 1. Januar 1946 bis 31. Dezember 2020.

Wirksame Prävention

Kirsten Schwenke, Vorständin der Diakonie RWL, sagt zur Veröffentlichung der Ergebnisse der ForuM-Studie: "Kirche und Diakonie haben gegenüber ihnen anvertrauten Menschen versagt. Dieser Vertrauensbruch ist katastrophal und beschämt uns zutiefst. Wir erkennen das Leid der betroffenen Menschen an und bitten sie um Entschuldigung. Diesen Menschen sind unbeschreibliche Dinge geschehen. Dabei ist für uns auch entscheidend, dass diese Menschen Gerechtigkeit erfahren und dass ihr Leid auch finanziell anerkannt wird. Leider geschieht das manchmal erst Jahrzehnte später."

Die Ergebnisse der Studie schafften Klarheit darüber, wie sexualisierte Gewalt in Kirche und Diakonie seit den 1950-er Jahren möglich sein konnte, so Schwenke weiter. "Und sie werden uns helfen, Fälle künftig besser aufzuarbeiten und Prävention wirksamer zu gestalten." Die Konzepte für Prävention und Schutz systematisch weiter zu verbessern, sei und bleibe eine Daueraufgabe. Kirsten Schwenke: "Unsere Einrichtungen müssen Orte sein, in denen man gut und geschützt leben und arbeiten kann. Wir müssen in Kirchen und diakonischen Einrichtungen weiterhin sehr wachsam sein, dass Menschen keine sexualisierte Gewalt widerfährt. Wir müssen gemeinsam eine Kultur der Achtsamkeit schaffen. Dazu gehört die Frage nach dem richtigen Umgang mit sexualisierter Gewalt. Vor allem geht es jedoch darum, wie Einrichtungen ein Umfeld schaffen können, das sexualisierter Gewalt gar keinen Raum bietet."

Die Diakonie RWL stellt sich entschieden gegen sexualisierte Gewalt. Mit der Fachstelle für den Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung (FUVSS) bietet sie Betroffenen, Mitarbeitenden und Leitenden eine Anlaufstelle.

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