Drogenhilfe nimmt Kinder suchterkrankter Eltern in den Blick

Die beiden Beratungsstellen in Moers und Kamp-Lintfort sind seit Ende September offizielle "FITKIDS"-Standorte

Wie geht es den Kindern unserer suchterkrankten Klienten. Wie können wir sie stärken. Was können wir dazu beitragen, dass ihre Eltern ihnen ein stabiles Familienleben ermöglichen? Damit beschäftigten sich die Mitarbeitenden der Drogenhilfe der Grafschafter Diakonie, dem Diakonischen Werk im Kirchenkreis Moers. Ergebnis des Projekts, bei dem der Verein "Information und Hilfe in Drogenfragen e.V." die Fachkräfte drei Jahre lang mit einem Coaching begleitete: Die beiden Beratungsstellen der Drogenhilfe in Moers und Kamp-Lintfort sind nun offzielle "FITKIDS"-Standorte. Das zugehörige Qualitätssiegel übergab Sandra Groß, Projektkoordinatorin FITKIDS aus Wesel, am Montag, 28. September, in der Kamp-Lintforter Christuskirche an die Mitarbeitenden. Im Anschluss tauschten diese sich mit Vertretern der Jugendämter aus. "Den betroffenen jungen Menschen kommt es zugute, wenn wir eine stärkere Zusammenarbeit ausloten und die nötigen Aufgabenfelder gemeinsam identifizieren", betonte Kai T. Garben, Geschäftsführer der Grafschafter Diakonie, bei der Siegelverleihung.

Beraterin Melanie Boi benennt den Hintergrund für die Weiterentwicklung: "Unser Auftrag ist ja in erster Linie die Beratung der Erwachsenen, aber wir haben immer die ganze Familie betrachtet und festgestellt, dass es gut ist, konkrete Strukturen für einen genaueren Blick auf die Kinder zu schaffen."Die Mitarbeitenden bauten die Rahmenbedingungen entsprechend aus. Sie überlegten, wie sie die Zusammenarbeit mit den Jugendämtern verstärken, um suchtkranken Eltern den Zugang zu Hilfen, insbesondere denen durch das Jugendamt, zu erleichtern und wie sie mehr Sicherheit für Situationen gewinnen können, in denen sie Anzeichen dafür wahrnehmen, dass das Wohl der Kinder gefährdet sein könnte. Ziel in der Beratung ist es unter anderem, den Eltern die Bedenken beim Stichwort "Jugendamt" zu nehmen. "Wir machen ihnen deutlich, dass dieses sie darin unterstützen kann, dass Maßnahmen wie z.B. eine Inobhutnahme erst gar nicht nötig werden", sagt Beraterin Manuela Oerzmann.

Die Mitarbeitenden sorgten außerdem mit konkreten Maßnahmen dafür, dass es im Alltag der Beratungsstellen nun einen festen Platz für die Kinder gibt: So gibt es in Moers und Kamp-Lintfort je eine Fachkraft, die für den Blick auf den Nachwuchs zuständig ist und als Ansprechpartner für die Kollegen oder das Jugendamt fungiert. In jeder Teamsitzung ist ein Gespräch über die Situation der Kinder ein fester Punkt auf der Tagesordnung. In der Weihnachtszeit gab es einen gemeinsamen Adventscafé, bei dem Kinder und Eltern frische Waffeln backten, im Sommer organisierten die Berater Freikarten für einen Tag Auszeit im Erlebnisbad. Die Wartebereiche in den Beratungsstellen bekamen kindgerecht umgestaltete Zonen mit Spielmöglichkeiten und Bilderbüchern für die Kleinen. "Die Klienten hatten Zweifel, ob sie ihren Nachwuchs mit zur Beratung bringen können. Das tun sie jetzt und wir sehen mehr Kinder hier vor Ort als zuvor", sagt Melanie Boi, die Kinderbeauftragte in der Kamp-Lintforter Beratungsstelle.

(v.l.) Susanne Sobik, Melanie Boi, Kai T. Garben, Britta Dietrich-Aust, Manuela Oerzmann, Sandra Groß

Die Beratungsstellen der Drogenhilfe in Moers (Rheinberger Straße 17) und Kamp-Lintfort (Friedrich-Heinrich-Allee 20) kümmerten sich im Jahr 2019 um insgesamt 852 Klienten mit einer Suchterkrankung. Zu den betroffenen Eltern gehören insgesamt 290 Kinder. Das Projekt "FITKIDS" wird von der Auridis Stiftung gGmbH finanziell gefördert.

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