100 Jahre Diakonie - "Ohne Respekt geht es nicht"

Zehn Kinder der Klassen 4 sitzen in gemütlicher Runde im Schul-Büro bei Alina Hummes. Die Lese-AG startet. Hira (11) beginnt vorzulesen: „Rosa wuchs im Süden der USA auf…“ Geschildert wird der Lebenslauf einer Kämpferin für die Rechte der people of colour in den 1960er Jahren. Kurze Texte, die reihum vorgelesen werden. Dazu anschauliche Bilder, die von den Kindern ausgelegt werden. Schnell merkt der Zuhörer, dass es hier längst nicht nur ums Lesen geht. Es geht auch um Werte wie Gerechtigkeit, Menschlichkeit und gegenseitigem Respekt.

Alina Hummes (37) ist Schul-Sozialarbeiterin an der Grundschule Pestalozzistraße in Rheinhausen-Hochemmerich und bei der Grafschafter Diakonie angestellt. Sie hat die AG gegründet. Und die Bücher aus der Reihe „Little People, Big Dreams“ (Kleine Leute, große Träume) seien bei den Schülern sehr beliebt, weiß sie. Seit Oktober 2021 arbeitet sie hier. Die Schule ist mit 214 Schülerinnen und Schülern, zehn Lehrern und acht Klassen relativ klein. „Viele Kinder sind aufgrund ihrer Fluchtgeschichte früher kaum zur Schule gegangen. Manche blühen hier regelrecht auf“, schildert Hummes.

Der Berufswunsch war Alina Hummes in die Wiege gelegt. „Schon meine Eltern haben gesagt, du musst was Soziales machen“, berichtet sie. Denn Hilfsbereitschaft sei ihr immer wichtig gewesen. „Auch eine Kollegin hier meinte mal: Alina hätte nichts Anderes werden dürfen.“

Wenn Alina Hummes über den Schulflur geht, wird sie schon mal stürmisch begrüßt und umarmt. Wie gerade von Romina (11) und Rafef (12). Sie besuchen die zweite AG, die Mädchen-AG, von Alina Hummes. Romina schwärmt: „Sie ist sooo lieb; wir basteln viel und können über alles mit ihr reden.“

Auf den Unterricht hat die Sozialarbeiterin ihren eigenen Blick. „Unsere Schüler bringen viel Entwicklungsbedarf mit“, sagt sie. Manches Kind habe zuhause nicht einmal ein Buch. „Da sind wir über die Schulbücherei froh. Unlängst gab es da eine Spende, die wir sehr gut brauchen konnten.“

Ihre Arbeit sei vielfältig, sagt sie. In den 2. Klassen gehe es etwa in speziellen Spielen ums soziale Lernen und den Klassenzusammenhalt. „Außerdem berate ich zusammen mit zwei Kolleginnen im Elterncafé jeden Montag Eltern in Sachen Erziehung.“ Auch die Vorbeugung vor Missbrauch sei wichtiges Thema.

Leider aber ist Alina Hummes Stelle an der Grundschule wegen Geldmangels immer nur für ein Jahr gesichert, aktuell durch Mittel des Landes NRW und der Stadt Duisburg. Obwohl sich die ganze Schule unlängst wieder für ihren Verbleib stark machte. „Das ist ein leidiges Thema, das alle Schulsozialarbeiter betrifft, stellt sie fest. Trotz aller Zukunftssorgen möchte sie ihre Stelle nicht mehr tauschen. „Ich verstehe mich super mit den Kollegen hier.“ Und über sich selbst: „Ich bin ein aktiver, gut gelaunter Mensch und arbeite gern!“

Im Jubiläumsjahr 2024 organisieren die Einrichtungen und Dienste der Grafschafter Diakonie Aktionen und Mitarbeitende stellen ihre soziale Arbeit vor. Der nächste Termin ist am 30.8. Dann lädt der Treff 55 zum Tag der offenen Tür. Für den 7.9. organisiert das Diakoniezentrum Rheinberg ein Stadtteilfest für die Bewohnenden der Reichelsiedlung. Nähere Informationen zu den Terminen https://www.grafschafter-diakonie.de/100-jahre-diakonie/festkalender.html

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